Coronavirus
Liebe Kolleginnen und Kollegen, seit einigen Wochen muss sich auch unser Handwerk im Umgang mit dem neuartigen Coronavirus auseinandersetzen. Das Verständnis ist bei unseren Mitgliedern sehr unterschiedlich und auch die Umsetzung bei der täglichen Arbeit ist für manche eine Herausforderung. Zu Beginn der Krise tauchte häufig die Frage auf, wie sich der Schornsteinfeger selbst und seine Kunden schützen kann. Auch die Frage, was für Auswirkungen die Corona-Pandemie auf den eigenen Job haben kann, stellten sich viele Kolleginnen und Kollegen. Sei es die Angst vor Kündigung aufgrund von Arbeitsverbot, Kurzarbeit oder die Tatsache, dass auch das Schornsteinfegerhandwerk von einer drohenden Rezession betroffen sein kann.
Um die offenen Fragen unseres Handwerks beantworten zu können, hat sich der ZDS in mehreren Schreiben wie folgt positioniert:
Um den Betrieben kurzfristig Lösungen aufzuzeigen, hat sich der ZDS mit dem ZIV auf ein gemeinsames Positionspapier verständigt. In diesem wird darauf hingewiesen, dass in beidseitigem Einverständnis von Arbeitnehmer und Arbeitgeber zur Überbrückung der ersten zwei bis drei Wochen der Pandemie auf Urlaub, ggf. unbezahlten Urlaub oder das Ansammeln von negativen Arbeitsstunden zurückgegriffen werden kann.
Wohl wissend, dass die Pandemie unser Handwerk noch erheblich länger beeinflussen wird, beschäftigte sich der ZDS mit weiteren Positionen, damit das Schornsteinfegerhandwerk keinen nachhaltigen Schaden durch die Krise erleiden wird. Die für das Schornsteinfegerhandwerk zuständigen Ministerien haben deutlich gemacht, dass die gesetzlich begründeten Eigentümerpflichten zur Reinigung und Überprüfung von Feuerungsanlagen nicht ausgesetzt sind. Als ZDS hatten wir von Anfang an die Auffassung, dass es keinen Grund gibt, aufgrund der Pandemie die Schornsteinfegertätigkeiten ruhen zu lassen. Die Aussage der Ministerien stützte unsere Position, gleichzeitig wurde deutlich, dass die Wahrung der Betriebs- und Brandsicherheit von hohem Interesse für unsere Gesellschaft ist. Trotz der klaren Regelungen gab es einige in unserem Handwerk, die sich durch Kurzarbeit oder Kündigungen ihrer Mitarbeiter einen wirtschaftlichen Vorteil verschaffen wollten. Als ZDS verurteilen wir solche Maßnahmen aufs Schärfste und machten in einem Mitgliederrundschreiben deutlich, dass wir uns massiv gegen ungerechtfertigte Kündigungen oder Kurzarbeit wehren werden. Vor allem vor dem Hintergrund, dass die Betriebe im Schornsteinfegerhandwerk durch das Coronavirus keine nennenswerten wirtschaftlichen Einbußen zu verzeichnen haben.
In verschiedenen Gesprächen mit unseren Kolleginnen und Kollegen wurde deutlich, dass durch die von der Regierung getroffenen Maßnahmen bei einigen sowohl die Kinderbetreuung als auch der Umgang mit der Kundschaft, insbesondere was das Tragen von Schutzmasken anbelangt, zu täglichen Problemen führen. Aus diesen Gründen wendete sich der ZDS an die jeweiligen Landesministerien. In einem Schreiben forderten wir, dass der Beruf des Schornsteinfegers Zugang zur Notfallbetreuung für Kinder erhält. Weiterhin haben wir darum gebeten, dass die Landesministerien eine Zuteilung von Schutzmasken und Einweghandschuhen für Schornsteinfegerbetriebe prüfen soll. Zwar ist das Tragen von Masken für Schornsteinfegertätigkeiten nicht zwingend erforderlich, steigert aber das subjektive Schutzempfinden der Schornsteinfeger und der Kunden. Sogar die Bundeskanzlerin hat in ihrer Regierungsansprache das Tragen von Schutzmasken (Mund-Nasen-Schutz) empfohlen. Da sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer von unseren Forderungen profitieren würden, wollte der ZDS das Schreiben an die Ministerien gemeinsam mit den Landesinnungsverbänden aufsetzen. Leider hat sich jedoch nur der Landesinnungsverband für das bayerische Kaminkehrerhandwerk bereit erklärt, gemeinsam mit dem ZDS an das Ministerium heranzutreten.
Das Arbeiten während der Corona-Pandemie ist für uns alle eine große Herausforderung. Täglich setzen wir uns der Gefahr eines gesteigerten Infektionsrisikos aus. Trotzdem wird deutlich, dass die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer selbst in dieser schwierigen Zeit zu ihren Betrieben stehen und durch ihre Arbeit ihren Beitrag zur Wahrung der Betriebs- und Brandsicherheit und der wirtschaftlichen Stabilität des Schornsteinfegerhandwerks leisten.
Euer
Michael Tilch