Einer für alle, alle für einen!
Als ich mit meiner Ausbildung zum Schornsteinfeger begann,war ich sehr stolz darauf, ein echter Glücksbringerzu werden. Nachdem ich zum ersten Mal in der Berufsschuleangekommen war, lernte ich weitere Schornsteinfeger kennenund konnte hier ebenfalls diesen Stolz spüren. Als Klassewurden wir schnell eine kleine Gemeinschaft von Auszubildenden,die einen Beruf wie keinen anderen erlernten. Genaudies machte uns schon zu etwas Besonderem.
Nach kurzer Zeit besuchte uns der ZDS und klärte uns über die Gewerkschaft, deren Vorteile und die regelmäßigen Treffen unter Schornsteinfegern auf. Und so besuchte ich die Kreisgruppe in meiner Heimat zur nächsten Abendschulung und lernte meine Kolleginnen und Kollegen kennen, die in den Kehrbezirken rund um den meines Chefs arbeiteten. Mir gefiel es, sich über das, was man auf der Arbeit erlebte, auszutauschen, über Fachfragen zu diskutieren, der Schulung und den neusten politischen Entwicklungen unseres Schornsteinfegerhandwerks zuzuhören. Ich hielt den Austausch, den spürbaren Zusammenhalt und das firmenübergreifende Kennen von Berufsangehörigen für völlig normal.
Erst durch Erzählungen meiner Freunde wurde ich eines Besseren belehrt. Sie begannen wie ich eine Ausbildung im Handwerk. Doch von den Treffen unter den Kolleginnen und Kollegen konnte lediglich ich berichten. Ebenfalls war der Kontakt zur Berufsschulklasse ein anderer. Und zu den Berufsangehörigen in anderen Firmen erst recht. Sie lebten in einem Gegeneinander, anstatt in einem Füreinander. Während ich durch die Ausbildung ging, lernte ich immer mehr Schornsteinfeger und natürlich unseren Beruf besser kennen. Das Image unseres Berufes in der Öffentlichkeit ist so besonders und einzigartig wie in keinem anderen Beruf. Wir sind eben besonders und nicht so normal wie all die anderen Berufe. Immerhin ist unser Beruf sehr vielfältig. In einem Haus sind wir der Sicherheitsexperte, im nächsten der Energieberater, manchmal ein Glücksbringer oder einfach eine Person, der man was anvertrauen kann. An diesem Ruf arbeiten alle Schornsteinfegerinnen und Schornsteinfeger in Deutschland tagtäglich. Doch bei allem,waswir sind, sticht eine Sache besonders hervor – unsere Gemeinschaft!
Als kleines Handwerk haben wir es immer geschafft, zusammenzuhalten und so die Interessen unseres Handwerks bestmöglich zu vertreten. Mittlerweile erscheint mir das Schornsteinfegerhandwerk nicht mehr wie „nur“ ein Beruf, sondern als Familie. In keinem anderen Beruf werden die Tradition, der Stolz und der Leitspruch „Einer für alle – alle für einen“ noch so gelebt wie in unserem Handwerk. Genau daran müssen wir festhalten und dies darf uns niemals verloren gehen – egal, welche Hürden und Probleme vor uns stehen. Deshalb möchte ich mit diesem Leitartikel alle Schornsteinfegerinnen und Schornsteinfeger motivieren, Mitgliederversammlungen, Kreisgruppentreffen oder Abendschulungen des ZDS zu besuchen und den Kontakt untereinander weiter aufrechtzuerhalten und zu stärken. Neben dem Austausch untereinander ist es genauso wichtig, unser Image des Glücksbringers aufrechtzuerhalten. Die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland müssen dem Schornsteinfeger weiterhin vertrauen können. Dies schaffen wir, indem wirweiterhin Spenden für gute Zwecke sammeln, zusammen Blut spenden oder Weihnachtsmärkte besuchen und dort Glücksbringer verteilen. Die zukünftigen Generationen von Schornsteinfegern sollen ebenfalls dies alles miterleben und erhalten. Gemeinsam haben wir etwas Einzigartiges erschaffen, etwas, das irgendwo zwischen Gemeinschaft, Berufsstolz, Zusammenhalt, Sicherheit, Vertrauen, Energieexperte und Glücksbringer liegt – alles zusammengefasst unter dem Beruf des Schornsteinfegers.
In diesem Sinne: „Einer für alle – alle für einen!“
David Villmann