Klimaschutzpaket
Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,momentan tut sich so einiges in Sachen Klimaschutz bzw. in der Diskussion um diesen. Nicht nur Greta und die „Fridays for Future“-Bewegung machen auf sich aufmerksam, sondern auch die Bundesregierung und ihre Ministerien.
Als befremdlich empfinde ich die Tatsache, dass sich unsere Gesellschaft in der Klimafrage stark spaltet. In Zeitungen, Medien und den sozialen Netzwerken wird sich an der Frage abgearbeitet, ob Kinder die Schule schwänzen dürfen und ob die Bewegung rund um Greta gesellschaftlich schicklich ist. Schnell hat sich auch eine große Opposition gebildet, die Bilder des Mädchens für Diffamierungen und Späße aller Art missbrauchen, um den Klimawandel zu leugnen oder mit Schattendiskussionen wie „Schaut hier, Greta hat eine Plastiktüte in der Hand“ vom eigentlichen Thema abzulenken. Die Fronten sind so verhärtet, dass ich gestern unter einem Post gelesen habe: „Wer hier noch einmal einer aus meiner Freundesliste über Greta herzieht, wird sofort entfreundet!“
Uns als aktiven Umweltschützern und Emissionsminderern ist allen klar, dass wir vor großen gesellschaftlichen, ökologischen und ökonomischen Herausforderungen stehen, wenn Klimafolgeschäden auf ein vertretbares Maß eingedämmt werden sollen.
Ich für meinen Teil finde es höchst inspirierend, wenn Kinder und Jugendliche für eine Sache streiten und auch streiken. Als Gewerkschaftler bin ich davon überzeugt, dass diese Art der Mitbestimmung auch in Zukunft ihre Berechtigung haben wird und es nie zu früh ist, Solidarität zu erfahren und gemeinsam für eine Sache einzustehen. Man stelle sich nur einen Moment lang vor, wie die mediale Aufmerksamkeit gewesen wäre, wenn die Schülerinnen und Schüler am Samstag demonstriert hätten, anstatt am Freitag. Oder wie ein Freund von mir sagte: „Streiken heißt, auf sich und sein Thema aufmerksam machen. Also Straße sperren, Beine einbetonieren. Ansonsten hätten wir auch zu Hause bleiben können.“
Auch die Bundesregierung hat auf diese Diskussion reagiert und ein Klimaschutzpaket vorgelegt. Dies wird in einige Punkten auch Einfluss auf unseren Beruf haben. Zum einen soll die Sanierungsrate, also wie viele Heizungsanlagen pro Jahr ausgebaut werden, gesteigert werden. Ölheizungen sollen nur noch unter ganz bestimmten Kriterien zum Einsatz kommen und ab 2026 nur noch in Einzelfällen. Die energetische Gebäudesanierung soll stärker in den Fokus gerückt werden und steuerliche Anreize sollen den Markt in Schwung bringen. Ein Wermutstropfen ist allerdings, dass es Bestrebungen gibt, die KfW-Einzelmaßnahmen auch ohne Energieberater durchführen zu können. Dies soll weiterhin die Sanierungsrate steigern und die bürokratischen Hürden abbauen, die viele Handwerker bei geförderten Einzelmaßnahmen sehen.
Aus Sicht des ZDS ist es zu begrüßen, dass mehr finanzielle Mittel für die Sanierung von Gebäuden zur Verfügung stehen sollen. Dabei sollte aber das Vieraugenprinzip gewahrt bleiben, um alle Potenziale der Sanierung alter und ineffizienter Heizungsanlagen zu heben.
Diese Entwicklungen zeigen uns als Schornsteinfegerhandwerk einmal mehr, wie wichtig es ist, uns mit neuen Tätigkeitsfeldern zu beschäftigen und neue Märkte wie die Energieberatung oder das Reinigen von kontrollierten Wohnraumlüftungsanlagen zu erschließen. Zusammen mit unserem Sozialpartner, dem ZIV, haben wir schon bei der letzten Novellierung der Ausbildungs- und Meisterprüfungsverordnungen den richtgien Weg eingeschlagen.
Fossile Energieträger werden zwangsweise an Bedeutung verlieren und die Umstrukturierung des Wärmemarktes ist im vollen Gange. Das Schornsteinfegerhandwerk versteht sich als Begleiter der Wärmewende und kompetenter Berater für Bürgerinnen und Bürgern sowie Politiker, da wir das Bindeglied zwischen Gesetzen und Verordnungen und den Menschen vor Ort sind.
Wenn wir unsere Potenziale nutzen und weiter einen guten Job machen werden, wird sich zwar trotzdem der Beruf wandeln, doch können wir ihn mitgestalten und er wird immer noch einer der schönsten Berufe der Welt sein.
Mit kollegialen Grüßen
Dr. Julian Schwark