Ohne das Schornsteinfegerhandwerk gäbe es keine Fachkräfte zur Umsetzung der Klimapolitik
„Die Welt verändert sich durch dein Vorbild, nicht durch deine Meinung.“ Paulo Coelho
Am 08.10.2021 wurde auf der 1.009. Sitzung des Bundesrates unter dem Tagesordnungspunkt 23 der Verordnung zur Änderung der Kehr- und Überprüfungsordnung (KÜO) zugestimmt. Dies war notwendig, da die EnEV durch das neue Gebäudeenergiegesetz (GEG) ersetzt wurde.
Hierdurch entstehen neue Prüfaufgaben beim zuständigen bevollmächtigten Bezirksschornsteinfeger. So muss der bBSF überprüfen, ob die jeweilige Heizanlage den neuen Richtlinien für mit Heizöl beschickte Heizanlagen entspricht oder ob sie außer Betrieb genommen werden muss. Das Einbauverbot für neue Ölheizungen sowie die dazugehörigen Ausnahmen sind in § 72 Absatz 4 und 5 beschrieben. Für den zukünftigen Mehraufwand werden die Gebührentatbestände in der KÜO angepasst. Zudem wird die EU/EWR-Handwerk-Verordnung ergänzt. Die Prüftätigkeiten, ob eine mit Heizöl beschickte Heizanlage den Ausnahmen (§ 72 Absatz 4 und 5) entspricht, werden mit 10 Arbeitswerten angesetzt. Ferner wurden in der Vergangenheit für die Prüfung des Verschlechterungsverbots nur 5 Arbeitswerte festgesetzt. Erfahrungsgemäß ist aber bei der Feststellung einer Verschlechterung eine umfangreiche Nachprüfung erforderlich und damit steigt der Arbeitsaufwand. Aus diesem Grund wurden die Arbeitswerte mit 30 angepasst.
Auch bei der anlassbezogenen Überprüfung von baulichen Maßnahmen gibt es Änderungen, zum Beispiel beim Austausch von hochwertigen dichten Fenstern. Dadurch ändert sich die Versorgung der Feuerstätten mit Verbrennungsluft und die Abgasführung zum Schornstein wird beeinflusst. Eine Überprüfung durch den Schornsteinfeger wird notwendig. Für diesen Fall wird ein neuer Gebührentatbestand geschaffen.
Anhand der Anpassung der KÜO und der Einführung der GEG zeigt sich, wie wichtig unser Schornsteinfegerhandwerk in Bezug auf den Klimaschutz ist. Allein über die täglichen Ausführungen der Schornsteinfegerarbeiten beim Kunden schaffen und genießen wir Vertrauen. Die Unsicherheit der Kundschaft bei Klimafragen spürt sicherlich jeder von uns ab und an. Die gängigen Fragen, bezogen auf das Betriebsverbot der Ölheizungen, gehören zum Alltagsgeschäft. Aus diesem Grund trägt das Schornsteinfegerhandwerk Mitverantwortung für die Aufklärung über die neu eingeführten Klimagesetze, deren grundlegende Ziele die Stabilisierung der Treibhausgasemissionen sind sowie die Verhinderung von gefährlichen anthropogenen Eingriffen in das Klimasystem. Diese beiden Grundsätze finden sich im Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen wieder. Genau über diese Grundsätze wird unter anderem bei der 26. Klimakonferenz in Schottland (Glasgow) im Zeitraum vom 31. Oktober bis zum 12. November 2021 gesprochen.
Für einige Hauseigentümer wirken die Verschärfungen der Klimagesetze frustrierend. Es entstehen Kosten für die Umsetzung der Maßnahmen und so mancher Kunde erkennt eventuell den Mehrwert der neuen Heizanlage nicht. In solchen Kundengesprächen sucht der Kunde meistens einen Schuldigen und fragt sich, warum „wir“ aus Deutschland beim Klimaschutz immer vorne mit dabei sein müssen. Dennoch sind einige Nachbarländer bei den Grundsätzen der Klimaschutzpolitik schon weiter als Deutschland. Zum Beispiel wird in Österreich anhand einer Absichtserklärung festgelegt, dass ab 2021 der Einbau von heizölbetriebenen Heizanlagen verboten wurde. Ab 2025 werden die Heizanlagen (Heizöl), die älter als 25 Jahre sind, auf ein alternatives, erneuerbares Heizsystem umgestellt. Die Umsetzung der schärferen Regeln wird in den einzelnen österreichischen Bundesländern wiederum unterschiedlich geregelt. Dennoch ist das Ziel der Halbierung der Zahl von 700.000 Ölkesseln in Österreich Konsens.
Wir aus dem Schornsteinfegerhandwerk haben begriffen, dass neue Tätigkeitsfelder anstehen. Dank der tariflichen Weiterbildungen, die uns zustehen, können wir uns und das Handwerk weiterentwickeln. Die fachspezifischen Handlungsfelder aus unserem Handwerk sollen die Grundlage unserer tariflichen Weiterbildungen sein. Und wir haben das Privileg, das Bindeglied zwischen Klimaschutzpolitik und der Kundschaft zu sein. Die Kunden brauchen uns und sie sind ein Stück weit auf unser „Know-how“ angewiesen.
Zum Schluss bleiben die offenen Sondierungsgespräche der Ampelkoalition bezogen auf unser Schornsteinfegerhandwerk spannend. Es ist noch ungewiss, ob die gemeinsamen Klimaschutzziele der drei Parteien verschärft oder aufgeweicht werden. Deswegen ist es gerade in dieser Zeit von großer Bedeutung, dass unser Auftreten als Schornsteinfeger vorbildlich sein sollte. Zeigt draußen, dass wir einen schönen und wichtigen sowie zukunftsorientierten Beruf ausüben.
Mario Gaß