Wir befinden uns aktuell in bewegten Zeiten
Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir befinden uns aktuell in bewegten Zeiten. Die Energiewende und damit einhergehend die Umstellung von fossilen Brennstoffen auf erneuerbare Energien beschäftigt die ganze Bundesrepublik und damit nicht zuletzt auch unser Handwerk.
Nach heutigem Stand werden noch rund 50 % der deutschen Haushalte mittels Erdgas beheizt, was in Hinblick auf die Versorgungssicherheit zu Problemen geführt hat – besonders unter der Beachtung der bis vor Kurzem prozentual sehr hohen Lieferquote von russischem Erdgas.
Eine Minderung der Liefermengen durch Nordstream 1 in Zusammenhang mit den Sanktionen gegen Russland hat zu einer neuen Situation geführt, welche uns als Handwerk in den letzten Wochen in Atem gehalten hat. Es wurden auf Basis des Energiesicherungsgesetzes zwei neue Verordnungen erlassen, die sich mit kurzfristigen bzw. mittelfristigen Einsparungen von Erdgas beschäftigen. Basis für die Veranlassung solcher Reaktionen der Politik war die Ausrufung der Stufe 2 des Notfallplans Gas. Diese zweite Stufe stellt eine Alarmstufe dar und zwingt die Bundesregierung zum Handeln.
In Kooperation mit weiteren Verbänden hat der Zentralverband Deutscher Schornsteinfeger e.V. – Gewerkschaftlicher Fachverband – an der Ausarbeitung dieser Verordnungen mitgewirkt und sich für eine Umsetzbarkeit von der Theorie in die Praxis eingesetzt.
Mithilfe der entstandenen Verordnungen soll durch diverse Maßnahmen der Gasverbrauch in Deutschland um 10–15 % abgesenkt und so die Versorgungssicherheit gewährleistet werden. Für uns als Schornsteinfegerhandwerk bedeutet dies, dass wir uns gleich an zwei Fronten einbringen können. Einerseits soll ein hydraulischer Abgleich verpflichtend für bestimmte Gebäude erfolgen, was bereits zu Einsparungen von bis zu 15 % innerhalb dieser Gebäude führen kann, andererseits wird es eine Heizungsprüfung und -optimierung an Gasheizungsanlagen geben. Speziell im letzten Themenbereich ist das Schornsteinfegerhandwerk bereits heute stark aufgestellt und informiert umfassend die Bürgerinnen und Bürger, wie Energie eingespart werden kann. Selbstverständlich gibt es auch hier Optimierungspotenziale in der Beratung. Ein genauerer Blick auf die Heizkurve macht in der Praxis schnell eine größere Einsparung aus, doch hier hat unser Handwerk teilweise noch Nachholbedarf, da das in der Praxis bisher nur selten Anwendung gefunden hat. Als ZDS sehen wir es als unsere Aufgabe, unsere Mitglieder bestmöglich auf den praxisnahen Einsatz und die kommende Tätigkeit vorzubereiten.
Flächendeckend lässt sich ein solches Vorhaben an ca. 14 Mio. Gasheizungen innerhalb von zwei Jahren nicht ohne Hilfe weiterer Gewerke umsetzen. Deshalb sind weitere Gewerke in den Verordnungen genannt, welche die Tätigkeiten bei den Bürgerinnen und Bürgern umsetzen dürfen. Eine Schaffung von weiteren freien Tätigkeiten verhilft dem Schornsteinfegerhandwerk immer mehr zum Schritt in die Diversität und damit in den freien Wettbewerb. Es bilden sich Möglichkeiten der Entwicklung und Vergrößerung von Betrieben sowie der Anpassung bestehender Strukturen – die Chance für unser Handwerk, sich in der aktuellen Situation weiterzuentwickeln und die Energie- sowie Wärmewende in Deutschland zu begleiten.
Mit kollegialen Grüßen
Justus Schrader